Kirchenbesuch mit Kindern

„Lasst die Kinder zu mir kommen!“

Wir alle kennen diesen Ausspruch Jesu. Und doch fragen sich viele Eltern: Können wir unsere Kinder mit in die Sonntagsmesse nehmen? Ist es gut für sie? Und ist es für alle anderen okay? Die Antwort lautet: Ja, natürlich! Wir möchten ein paar Tipps geben für den Gottesdienstbesuch mit Kindern.

Machen wir zunächst ein kleines Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Eltern würden sagen: „Ich nehme mein Kind erst mit in den Supermarkt, wenn es lesen und rechnen kann, Taschengeld bekommt und sich selbst etwas kaufen kann“, und sie würden das Kind erstmals im Alter von 8 Jahren mit zum Einkaufen nehmen. Das Kind würde den Supermarkt bis dahin noch gar nicht kennen, wäre erst mal überfordert und wüsste gar nicht, wie es sich verhalten soll.

Komische Vorstellung? Aber genauso ticken viele Eltern in Bezug auf die Kirche: Sie lassen ihr Kind taufen, gehen dann aber jahrelang nicht mit ihm in die Kirche, bis die Vorbereitung auf die Erstkommunion beginnt. Dann ist die Kirche für die Kinder ein noch unbekannter Ort und sie wissen nicht, wie man sich dort verhält.

Wenn Eltern ein Kind aber bereits in den ersten Lebensjahren regelmäßig in die Kirche mitnehmen, dann lernt das Kind die Kirche als einen Ort kennen, der zu seiner Lebenswelt dazugehört. Es lernt nach und nach, wie man sich dort verhält. Da Kinder hauptsächlich durch Nachahmung lernen, müssen Sie ihnen noch nicht einmal viel erklären.

Besuch der Sonntagsmesse mit Baby / Kleinkind – wie geht das?

Schon ein Neugeborenes kann im Tragetuch bei der Messe dabei sein und an Mama oder Papa gekuschelt schlafen. So lernt das Kind von Anfang an die Kirche als einen Ort kennen, der zum Leben dazugehört, und gewöhnt sich an die Geräusche des Gottesdienstes: Orgel, Glocken, Stimmen…

Das Kleinkind möchte beschäftigt sein. Nehmen Sie ihm etwas Spielzeug mit (welches keine lauten Geräusche macht), ebenso Kinderkekse und seinen Trinkbecher. Lassen Sie es im hinteren Teil der Kirche krabbeln oder später spazieren gehen (achten Sie aber bitte darauf, dass es nicht den Schriftenstand ausräumt oder dergleichen!).

Wenn nötig, dürfen Sie auch mit dem Kind auf dem Arm oder im Kinderwagen im hinteren Teil der Kirche oder in den Seitengängen auf und ab gehen. Wenn das Kind laut wird, zögern Sie nicht, die Kirche zwischendurch zu verlassen. Niemand schaut Sie schief an, weil Sie während der Messe hinausgehen.

Wenn man in der Messe ab und zu ein Kind hört, ist das meistens kein Problem. Bei der Predigt sowie bei der Wandlung ist es allerdings besser mit dem unruhigen Kind hinauszugehen, um die Aufmerksamkeit der anderen Gottesdienstbesucher nicht zu stören.

Wenn das Kind älter wird, lernt es, dass man sich in verschiedenen Situationen unterschiedlich verhält. Es schaut sich interessiert von den Eltern ab, wie die richtigen Verhaltensweisen sind. So lernt das Kind ganz von allein, dass man in der Kirche leise ist, dass man eine Kniebeuge macht, bei der Messe abwechselnd steht, kniet und sitzt, mit dem Weihwasser ein Kreuzzeichen macht usw. Diese Dinge kann es lernen, lange bevor es versteht, was in der Heiligen Messe eigentlich passiert.

Für Eltern ist es natürlich eine Herausforderung, kleine Kinder während des Gottesdienstes im Zaum zu halten – besonders in dem Alter, in dem sie einen großen Bewegungsdrang haben. Allerdings zahlt sich die Mühe aus, denn so lernt das Kind viel früher, sich in der Kirche richtig zu benehmen, als wenn es erst später, womöglich erst anlässlich der Erstkommunionvorbereitung, die Kirche besucht und dann alles erst ganz neu kennenlernen muss.

Zugegeben, die Andacht der Eltern ist geschmälert, wenn sie nach ihrem Kind schauen müssen. Aber Sie folgen damit der Bitte Jesu: „Lasst die Kinder zu mir kommen!“ und nehmen diese Unannehmlichkeit aus Liebe zu Ihrem Kind in Kauf. Auch wenn Sie zwischendurch mit dem unruhigen Baby draußen spazieren gehen, können Sie trotzdem gedanklich bei dem sein, was gerade in der Kirche passiert: Sie können still für sich über das gehörte Evangelium nachdenken oder in Ihrem Herzen Jesus anbeten, der auf dem Altar gegenwärtig wird, während Sie mit dem Buggy um die Kirche laufen.

Zur Kommunion nehmen Sie ruhig Ihr Kind mit nach vorne, damit es vom Priester gesegnet wird.

Wir wollen eine Gemeinde sein, die das Wort Jesu ernstnimmt:
„Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!“ (Mk 10,14)